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Im 1. Symphoniekonzert 23/24 gibt es für das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck gleich doppelt Grund zu feiern: den Start der neuen Konzertsaison und ein stattliches Jubiläum. Das TSOI wird 130! Mit dem Historiker und Juristen DDr. Lukas Morscher, Referatsleiter von Stadtarchiv und Stadtmuseum, sowie dem Komponisten und künstlerischen Leiter des Tiroler Festivals für Neue Musik «Klangspuren Schwaz», Christof Dienz, haben wir sowohl einen Blick in die Vergangenheit als auch in Gegenwart und Zukunft gewagt.

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Was meinen Sie: wird es das TSOI in 130 Jahren noch geben und wenn ja, was wird es machen?

Lukas Morscher Ich wünsche es mir und unserer Welt, dass es dann noch heil existiert, es wird aber sicherlich nicht mehr die Welt sein, in der wir heute leben. Wohin die Reise gehen wird, ist natürlich rein spekulativ, ich hoffe aber, dass Kultur als fast Alleinstellungsmerkmal des Menschen ein verbindendes Element darstellen kann und wird. 

«Es sind ja auch im Symphonieorchester
Menschen aus verschiedensten Herkünften
unter dem Schirm der Musik versammelt,
um gemeinsam etwas Schönes zu produzieren.»

DDr. Lukas Morscher, Referatsleiter von Stadtarchiv und Stadtmuseum

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In welche Zeitumstände fällt die Gründung des TSOI 1893?

Lukas Morscher Seit die erste Dampflok Innsbruck in den 1850er Jahren erreicht hat, gerät die Stadt in eine rasend schnelle Umgestaltung, die ab dem letzten Viertel des Jahrhunderts enorme Geschwindigkeit annimmt. Infrastruktur, Technik, Kanalisation, Elektrizität, Telegrafie – was die Menschen da in ein oder zwei Generationen an Veränderung erlebt haben, machte die Zeit auch reif für eine Einrichtung wie das Symphonieorchester.

Wie hat sich das TSOI in den vergangenen 130 Jahren verändert? Es gab ja mehrere Klippen, die es zu umschiffen galt.

Lukas Morscher Es gibt immer bedeutende Einzelpersönlichkeiten, denen kulturelle Institutionen – auch das TSOI – ihre Existenz bzw. einen Sprung nach vorne verdanken, wie zum Beispiel dem Orchestergründer Martin Spörr oder Josef Pembaur. Das sind Namen, die sehr, sehr große Verdienste geleistet haben. Zum Musikalischen kann ich leider – oder Gott sei Dank – nichts sagen, aber ich freue mich, dass so eine bedeutende Institution im Kulturbereich auf 130 Jahre zurückblicken und hoffentlich auch auf 130 vorausblicken kann. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es ganz wichtig ist, sich mit der Funktion des Krieges und der Propaganda im 20. Jahrhundert auseinanderzusetzen, was bisher kaum geschehen ist. Wie sehr hat man sich instrumentalisieren lassen oder war es auch überlebenstechnisch wichtig? Die Zeit wäre jetzt glaube ich die richtige dafür. Im 1. Symphoniekonzert blicken wir sowohl in die Vergangenheit als auch in die Gegenwart, letzteres mit einem Stück von Christof Dienz …

Auf wieviel «E» wie Elektronik dürfen wir uns bei «Lux Umbra» freuen?

Christof Dienz Das Stück ist ja eigentlich eine Ballettmusik zu einer Choreografie von Andrey Kaydanovskiy und wurde letztes Jahr vom Volksopernorchester und
dem Staatsballett Wien in der Volksoper Wien uraufgeführt. Im Gespräch mit dem Choreografen sind wir schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass wir zusätzlich zu diesem klassischen Orchesterapparat noch gern andere Klänge hätten. Deshalb habe ich vorgeschlagen, dass man ein kleines Concertino aus drei Musikern (E-Bass, E-Gitarre, Trompete) dazugibt, die alle verstärkt spielen und mit Effekten. So erreicht man andere Klänge, die aber genauso gespielt werden wie im Orchester. Das heißt, sie sitzen nicht am Laptop und schieben irgendwelche Regler, sondern spielen mit dem Orchester mit.

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Möchtest du dem TSOI etwas mit auf den Weg geben für dein Stück?

Christof Dienz Die Orchestermusiker:innen sind Vollprofis, da kann man schon das Vertrauen haben, dass die das gut machen! Das TSOI hat sich überhaupt toll entwickelt: Nicht nur, dass sie mittlerweile sehr gute Instrumentalist:innen in ihren Reihen haben, sondern sie sind auch mit einer riesen Begeisterung dabei. Ich freue mich daher sehr auf die Zusammenarbeit!

Was wünschst du dem TSOI zum Jubiläum?

Christof Dienz Ich wünsche ihnen nur das Allerbeste und bin wirklich begeistert von dem Klangkörper. Übrigens nicht nur ich, sondern zum Beispiel auch der Dirigent Gregor Mayrhofer oder Johannes Kalitzke; der hat gesagt, dass nach dem RSO Wien für ihn das TSOI das Orchester für zeitgenössische Musik ist. Das ist schon eine tolle Auszeichnung!

 

FRAGEN Isabel Biederleitner & Johanna Muschong


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