Inhalt
„Es zeugt von finsterer Ironie, dass sein pessimistischstes Drama in Bezug auf Klangschönheit und lyrischen Einfallsreichtum sein reichstes ist“, schrieb der englische Theaterwissenschaftler Michael Ewans über Janáčeks Katja Kabanowa. Die Titelfigur ist gefangen in einer Ehe mit einem schwachen Mann, der unter dem Einfluss seiner despotischen Mutter steht und es zulässt, dass seine Frau ebenfalls von ihr tyrannisiert wird. Katja flüchtet sich in eine leidenschaftliche Affäre. Doch sie kann das Glück nicht genießen. Gequält von Schuldgefühlen gesteht sie den Ehebruch und sieht als einzigen Ausweg den Freitod.
Die Figuren dieser Tragödie stehen sinnbildlich für gesellschaftliche Gruppen: die ältere Generation vertritt symbolisch ein starres Herrschaftssystem, Katjas Gatte das geknechtete willenlose Volk. Das heimliche Liebespaar zeigt Menschen mit empfindsamer Seele, die zwischen diesen Fronten aufgerieben werden. Nach Jenufa, Das schlaue Füchslein und Die Sache Makropulos steht nun ein weiteres Meisterwerk des bedeutenden tschechischen Opernkomponisten auf dem Spielplan des Tiroler Landestheaters. In der 1921 uraufgeführten Katja Kabanowa, die zum ersten Mal in Innsbruck zu erleben sein wird, zieht der hervorragende Musikdramatiker Janáček die Zuhörer*innen tief in das Seelenleben seiner Charaktere hinein. Dabei fungiert das Orchester nicht als Begleiter der Sprachmelodie, sondern es enthüllt die verborgenen Emotionen und Gedanken und schafft so ein beredtes Klangerlebnis.
Max Brod:
Die neue Oper Janáčeks überragt an Durcharbeitung alles,
was er bisher geschaffen hat.
Termine
Durch Klicken auf den Play-Button bzw. Audioplayer wird das Laden von externen Medien erlaubt.
Mehr dazu in den Cookie Informationen.
Besetzung
-
Sawjolo Prokofjewitsch Dikoj
-
Boris Grigorjewitsch
-
Marfa Ignatjewna Kabanowa (Kabanicha)
-
Tichon Ivanytsch Kabanoff
-
Katherina (Katja)
-
Wanja Kudrjasch
-
Barbara
-
Kuligin
-
Glascha
-
Fekluscha
-
Ein Vorbeigehender
-
Eine Frau aus dem Volk
Chor des Tiroler Landestheater
Statisterie des Tiroler Landestheaters
Pressestimmen
Kronen Zeitung
Ein ergreifendes Seelendrama. […] Man wird ob einer solchen Wucht förmlich direkt in das Geschehen hineingerissen, man kann nicht anders als mit den Figuren mit ihren tiefen Verstrickungen und Ausweglosigkeiten mitzufühlen. Regisseur Hermann Schneider siedelt das Geschehen im düsteren Russland der Sowjetdiktatur an, die Bühne (Dieter Richter) wird von einem Weg und der Wolga dominiert, zwei Symbolen für die unendlichen Weiten Russlands – und die unendlichen Tiefen der Seelenlandschaft. Anhand der Kostüme (Meentje Nielsen) lassen sich Charaktereigenschaften der Protagonistinnen und Protagonisten ablesen.
Anna-Maria Kalesidis gibt der Hauptfigur auch schauspielerisch glaubhafte Tragik. Rafał Bartmiński als ihr Geliebter Boris trumpft mächtig auf […]. Großartige Charakterporträts geben Susanna von der Burg als Katja Schwiegermutter und Joachim Seipp als tyrannischer Onkel von Boris. Roman Payer ist als Katja Ehemann Tichon eine – wie seine Frau – getriebene und den Zwängen ausgelieferte Figur. […]
Alles in allem ist die Sängerbesetzung hochklassig. Der Chor hat nur wenig zu tun, das Orchester umso mehr – und meistert das mit vorbildlicher Wachheit und feinem Klangsinn unter der souveränen Leitung von Lukas Beikircher.
Es bleibt zu hoffen, dass es bald Gelegenheit gibt, diese szenisch und musikalisch großartige Aufführung vor Publikum zu zeigen.
Gesanglich, aber auch schauspielerisch wahrlich ein Hochgenuss.
StadtBlatt Innsbruck (Bezirksblätter)
Chefdirigent Lukas Beikircher führt akzentuiert durch das Werk, in dem die wenigen lichten und sehnsuchtsvollen Momente umso intensiver aufblitzen. Anna-Maria Kalesidis ist als Katja geradezu herzzerreißend in ihrer Integrität und Einsamkeit.