Inhalt
Mit der Inszenierung eines packenden Meisterwerks aus der Feder von Richard Strauss verabschiedet sich Johannes Reitmeier nach seiner elf Jahre währenden erfolgreichen Intendanz von seinem Innsbrucker Publikum.
Wie auch schon in Salome steht in der 1909 uraufgeführten einaktigen Tragödie von Strauss eine Frau im Mittelpunkt: Elektra. Seitdem Klytämnestra gemeinsam mit ihrem Geliebten Aegisth ihren Ehemann Agamemnon ermordet hat, sinnt ihre Tochter Elektra auf Rache. Ihr Bruder Orest soll das Verbrechen sühnen. Doch auch nachdem diese Tat vollbracht ist, findet Elektra keine Ruhe. Mitten in ihrem ekstatischen Freudentanz bricht sie tot zusammen.
Angeregt durch den Besuch einer beeindruckenden Aufführung des auf dem griechischen Mythos basierenden Elektra-Schauspiels von Hugo von Hofmannsthal, erwog Strauss eine Vertonung. Seine Sorgen bezüglich der Ähnlichkeit zu seiner zuvor entstandenen Salome wusste Hofmannsthal mit folgenden Worten zu zerstreuen: „Die Farbmischung scheint mir in beiden Stoffen eine so wesentlich verschiedene zu sein: Bei der Salome so viel Purpur und Violett […], bei der Elektra dagegen ein Gemenge aus Nacht und Licht, schwarz und hell.“
Diese Atmosphäre setzte Strauss mit Klangfarben voller Suggestivkraft um. Seine Musik wird als „bizarr, bisweilen kreischend und brodelnd“ beschrieben. In ihrer kompromisslosen Härte steigert sie die Intensität der qualitativ herausragenden literarischen Vorlage Hofmannsthals und schafft einen eindringlichen Opernabend, der lange nachwirkt.
Es sind keine Götter im Himmel!
ELEKTRA
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Besetzung
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Klytämnestra
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Elektra
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Chrysothemis
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Aegisth
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Orest
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Der Pfleger des Orest
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Die Vertraute
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Die Schleppträgerin
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Ein junger Diener
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Ein alter Diener
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Die Aufseherin
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Erste Magd
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Zweite Magd
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Dritte Magd
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Vierte Magd
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Fünfte Magd
Pressestimmen
Bayerischer Rundfunk
Ein gelungener und viel beklatschter Abschied: Der aus Niederbayern stammende Intendant Johannes Reitmeier beendet seine Zeit am Tiroler Landestheater mit einer fesselnden Inszenierung der blutrünstigen „Familienaufstellung“ von Richard Strauss […]. Großartig, wie die estnische Sopranistin Aile Asszonyi die Titelpartie verkörperte – ebenso beeindruckend wie neulich in Frankfurt. Da steht eine Frau auf der Bühne, die wirklich mit Blicken töten kann, die bei Bedarf in einer Sekunde vom Wutgeheul zum Schmeichelton findet. Der begeisterte Applaus für diese Ausnahmekünstlerin ging deshalb vollkommen in Ordnung. Aber auch ihre Gegenspielerin, Angela Denoke als Klytämnestra, lieferte ein beeindruckendes Rollenporträt ab. Es war mal keine Karikatur einer Furie, sondern eine platinblonde Führungskraft, die nicht kapiert, warum sich Schuldgefühle nicht managen lassen wie alles andere. Ja, diese schlaflose Entscheidungsträgerin hat sogar Mitgefühl verdient, so skrupellos, wie sie auch ist. Faszinierend auch die Charakterprofile von Magdalena Hinterdobler als Chrysothemis mit geradezu vulkanischen Herzensergießungen und Andreas Mattersberger als zerquältem Orest. […] Zumal es Dirigent Lukas Beikircher nicht auf einen expressionistischen Tobsuchtsanfall anlegte, sondern streckenweise fast schon zartfühlend an dieses bekanntermaßen monströse Werk heranging, das musikalisch ganz anders strahlt als Strauss‘ berühmte „Alpensinfonie“ oder sein Oboenkonzert.
Tiroler Tageszeitung
Mit einem […] bitterbösen und dunklen Drama verabschiedete sich Johannes Reitmeier am Sonntag von seinem Innsbrucker Publikum. Und dabei gelang ihm der große Wurf: eine perfekte Inszenierung zum Abschied, von der man noch lange sprechen wird. […] Ein Erfolgsrezept liegt sicherlich in der geschickten Reduzierung des Geschehens auf der Bühne, die der überwältigenden, in den Strudel des Abgrundes der antiken Tragödie ziehenden Musik von Richard Strauss zusätzliche Wirkung gibt. Wohl eine der besten Regiearbeiten der vergangenen Jahre, die im großen Haus zu sehen war. […] Es ist nicht nur der Abend von Johannes Reitmeier, es ist noch mehr der Abend der estnischen Sängerin Aile Asszonyi in der Hauptrolle. Sie verfügt über einen hochdramatischen Sopran mit einer schier unendlichen Ausdrucksstärke, in der Höhe sicher und strahlend oder auch schon fast hysterisch Elektras Obsession hinausschreiend – eine Darstellung, die unter die Haut ging. Ein weiterer Lichtblick war die Leistung von Magdalena Hinterdobler als Chrysothemis mit ihrem wunderschönen Sopran, die die Sehnsucht nach Schwangerschaft und Kindern mit warmen Tönen hingebungsvoll vermittelt.
Krone
Lukas Beikircher sorgt für eine außergewöhnlich differenzierte, konturenscharf gezeichnete Wiedergabe der flirrenden, effektvollen Partitur, das Orchester zeigte sich hochengagiert und souverän. Musikalisch bewegte sich diese Produktion sowieso auf einem Spitzenniveau mit einer Sängerbesetzung der Luxusklasse. Die Estin Aile Asszonyi ist eine betörend ausdrucksstarke Elektra, die in ihrer Rolle des Racheengels ganz aufgeht. Ungeheuer profiliert, hier gar der Schwester richtiggehend ebenbürtig, ist Magdalena Hinterdobler als Chrysothemis mit einer edlen, expressiven und farbenreichen jugendlich-dramatischen Stimme auf Weltklasse-Niveau. Angela Denoke ist als Klytämnestra eine Erscheinung mit ungeheuer starker Bühnenpräsenz, bombensicher geführter, glasklarer und ausdrucksstarker Stimme. […] Gemeinsam mit Thomas Dörfler (Bühne) und Michael D. Zimmermann (Kostüme) schafft [Regisseur Johannes] Reitmeier ein überzeugendes Gesamtkunstwerk, er nimmt der Oper nichts von ihrer archaischen Wucht. […] Diese Aufführung ist eine der besten der gesamten Ära Reitmeier. Ein Abschiedsgeschenk mit immenser Wucht, die seiner Ära am Tiroler Landestheater ein triumphales Ende setzt.
Oberösterreichisches Volksblatt (u.a.)
Die Oper „Elektra“ von Richard Strauss […] hat am Sonntag am Tiroler Landestheater begleitet von großem Applaus und Stehovationen seine Premiere gefeiert. […] Der scheidende Landestheater-Intendant Johannes Reitmeier [setzte] bei seiner Auslegung auf schonungslosen Realismus, der von einem karg-modernistischen Bühnenbild und dem souverän agierenden Orchester unterstrichen wurde. […] Getragen wurde aber sowohl der Regie-Realismus, die klare Bühnenästhetik als auch die Sangeskraft des Ensembles vom ausnehmend differenziert und spannungsgeladen aufspielenden Tiroler Symphonieorchester Innsbruck unter der musikalischen Leitung von Lukas Beikircher. Das Orchester erwies sich der atemlosen Musik von Strauss, die ohne Leerstellen und Atempausen mit mehrstimmiger Extravaganz in Richtung Abgrund raste, jedenfalls mehr als nur würdig.
Online Merker
Die „Elektra“ ist das Abschiedsgeschenk eines erfolgreichen und in Innsbruck äußerst beliebt gewordenen Intendanten und zugleich ein markantes Ausrufezeichen, denn „Elektra“ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal bedeutet 1 Stunde und 45 Minuten lang hemmungslose Emotionalität, pausenlose Eskalation des Negativen und schließlich blutige Brutalität. […] Das Ensemble agiert in Höchstform. Aile Asszonyi verkörpert eine fulminante, hochexplosive und stimmgewaltige Elektra mit schauspielerischem und mimischem Potenzial, das sie etwa in der extrem berührenden Erkennungsszene mit ihrem Bruder exzellent entfaltet. KS Angela Denoke verleiht der Klytämnestra-Rolle mit ihrem besonders in der Tiefe geschmeidigen, differenzierenden Gesang sinnlich-betörenden Glanz, man fühlt: Achtung, diese Frau geht auch über Leichen! Die Sopranistin Magdalena Hinterdobler als Chrysothemis punktet durch Brillanz im hohen Register. Andreas Mattersberger überzeugt als Orest mit Stimmvolumen und dramatischem Vermögen, ebenso wie Forian Stern als pointiert auftretender Aegisth. […] Hervorzuheben ist auch die reduzierte, entschlackte Orchesterfassung des Vorarlberger Komponisten Richard Dünser. Seine Bearbeitung der Strauss-Partitur ist als ausgesprochen gelungen zu bezeichnen.
Klassik-begeistert.de
Mit einer packenden und in allen Punkten stimmigen „Elektra“ verabschiedete sich Johannes Reitmeier nach seiner 11 Jahre währenden überaus erfolgreichen Intendanz vom Publikum des Tiroler Landestheaters. […] GMD Beikircher war Reitmeier wie immer ein kongenialer Partner am Pult des ebenfalls voll motiviert und glanzvoll aufspielenden Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck. Es brachte eine vom Komponisten Richard Dünser von der Universal Edition in Auftrag gegebene strukturiert reduzierte Orchsterfassung von etwa 65 Solisten im Gaben zur Uraufführung. Das allein ist schon eine kleine Sensation für viele kleinere Häuser, die die „Elektra“ spielen wollen, wegen des begrenzten Platzes im Orchestergraben aber nicht können. […] Aile Asszonyi überwältigte nach ihrem Frankfurter Erfolg als Elektra mit einem hochdramatischen Sopran und großer Ausruckspalette, bei leuchtenden und lang gehaltenen Höhen sowie guter Tiefe. Hinzu kam ein überaus intensives Spiel der Atridentochter und ihrer nicht mehr nachvollziehbaren Obsession zur Rache an der Ermordung ihres Vaters. KS Angela Denoke, die in Innsbruck die „Salome“ sehr gut inszenierte, war eine beeindruckende Klytämnestra mit starkem Auftritt, eine elegante Frau, die durchaus noch etwas im Leben erwartet, aber in dem Moment, als ihr die Tochter ihr Schicksal offenbart, wie ein flehendes Häufchen Elend wirkt. Stimmlich vermag sie der Rolle großen Farbenreichtum zu verleihen, mit einem dunkel schattierten Sopran in der Mittellage und stets hervorragenden Höhen. Magdalena Hinterdobler debutierte als Chrysothemis glanzvoll, mit einem leuchtenden Sopran, gutem stimmlichem Ausdruck und ebenfalls einer facettenreichen und emotional engagierten Darstellung. […] Ein großer Abend am Tiroler Landestheater!
Bezirksblätter Innsbruck
[Es] war ganz klar ein Kulminationspunkt dieser Intendanz. Aile Asszonyi ist als Elektra stimmlich wie darstellerisch ein Kraftwerk, nicht minder Magdalena Hinterdobler als Elektras Schwester Chrysothemis. Angela Denoke versprüht als Klytämnestra eine geradezu übermächtige Eleganz. Ein Glanzlicht natürlich auch Andreas Mattersbergers wunderschön getragener Bass für den schwer traumatisierten Orest. Das Premierenpublikum dankte mit Ovationen.